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Mit einem systematischen Portfolio- und Beschaffungsmanagement die Beschaffung neu denken

Kaum Wind, dafür graues, kaltes Wetter – die Dunkelflaute ließ diesen Winter die Strompreise auf bis zu 936 €/MWh explodieren. Während die Bundesnetzagentur vor „ähnlich markanten Preisausschlägen“ warnte, sprachen sich Wirtschaftsvertreter für eine bessere Vorbereitung und stärkere energiepolitische Unabhängigkeit aus. In einem derart volatilen Marktumfeld waren und sind Stadtwerke und EVU umso mehr gefordert, die Preis- und Mengenrisiken zu minimieren und aktiv zu steuern. Ein systematisches Portfolio- und Beschaffungsmanagement spielt hierbei eine zentrale Rolle.

Abb.: Themenlandkarte Energiehandel der emb

Marktrisiken aktiv steuern durch ein effektives Risikomananagementsystem

Die Turbulenzen an den Energiemärkten haben ihre Spuren hinterlassen. Für kleine und mittlere EVU waren die letzten Jahre ein herausfordernder Stresstest für die eigene Prozess- und Organisationsstruktur. Viele Entscheidungsträger sehen hier Optimierungsbedarf – sei es nun beim Aufbau eines adäquaten Risikofrüherkennungs- und -managementsystems oder bei der Präzisierung und Dokumentation von Zielen, Rollen und Verantwortlichkeiten.

Wer seine Stärken und Schwächen, Chancen und Risiken kennt und erfolgreich managt, besteht auch auf rauer See und hat einen klaren Vorsprung gegenüber seiner Konkurrenz – insbesondere angesichts wirtschaftlicher Verwerfungen und sinkender Margen. Ausgangspunkt dafür sind eine umfassende Erstanalyse und ehrliche Standortbestimmung.

Die Einführung eines effektiven Risikomanagementsystems hat viele Vorteile. Es setzt die Leitplanken für eine verantwortungsvolle Beschaffung, erhöht die Planungssicherheit und bietet die erforderliche Flexibilität, um Marktrisiken erfolgreich zu umschiffen. Darüber hinaus ist es eine unerlässliche Basis des Compliance Managements, um den hohen Standards in Wirtschaftsprüfung und Revision gerecht zu werden. Die frühzeitige Erkennung, Analyse, Bewertung, Überwachung, Steuerung und Kommunikation bestandsgefährdender Risiken ist Teil der Sorgfaltspflicht von Vorstand und Geschäftsführung.

Risikomanagement als kontinuierlicher Verbesserungsprozess

Versteht man Risikomanagement als einen kontinuierlichen Verbesserungsprozess, wird schnell deutlich, dass die internen Kontroll- und Risikomanagementprozesse immer wieder systematisch mit der Wachstums- und Unternehmensstrategie abgeglichen und stetig optimiert werden müssen. Das geht nur auf Basis einer wertschätzenden und tief im Unternehmen verwurzelten Risikokultur. Alle Mitarbeiter sollten daher frühzeitig als aktive, engagierte Mitgestalter eingebunden werden.

Dazu gehört auch eine offene Fehlerkultur. Fehler zuzulassen und individuelle Stärken zu fördern, ist eine originäre Managementaufgabe, die Risiken als das versteht, was sie sind – alltägliche, gemeinsam meisterbare Herausforderungen.

Erstanalyse Energiebeschaffung

Dass in jeder Krise die Chance zu Wachstum und Veränderung steckt, ist nur allzu wahr. Vermeintlich sichere Konstanten auf den Prüfstand zu stellen und strategisch klug vorzugehen, erfordert vor allem Widerstandsfähigkeit, Durchhaltevermögen, Flexibilität und Weitsicht. Das gilt umso mehr für die Optimierung der bestehenden Prozess- und Organisationsstruktur für die Energiebeschaffung und deren Risikosteuerung. Die Einbindung externer Kompetenz macht es dabei einfacher, scheinbar eingespielte Prozesse und Verantwortlichkeiten selbstkritisch zu hinterfragen und den Blick nach vorn zu richten. So können Zuordnungen klar vorgenommen und Rollen verbindlich fixiert werden.

Die EnergieMarkt Beratungsgesellschaft (emb) hat ca. 30 Themenfelder identifiziert, die in einer Erstanalyse vor Ort mit den Verantwortlichen aus Beschaffung, Vertrieb und Risikomanagement diskutiert werden. Orientierung dabei bietet die auf der Basis langjähriger Branchenerfahrung entwickelte Themenlandkarte (Abb.), die praxisorientiertes Methodenwissen vermittelt und eine erste Standortbestimmung gibt.

Neben der parallel dazu vorgenommenen Bewertung der aktuellen Beschaffungsverträge identifiziert ein gemeinsam zu erarbeitendes oder zu aktualisierendes Risikohandbuch sowohl die unternehmensspezifischen Risikofaktoren als auch die daraus erwachsenden Möglichkeiten zur Steuerung und systematischen Reduzierung immanenter Risiken. Eine Frage steht dabei immer wieder im Mittelpunkt: Sind alle Grundlagen im strategischen und operativen Risikomanagement gelegt, damit die Umsetzung im Alltag gelingen kann?

Zum Umfang der unabhängigen Beratung gehört nicht nur die Analyse des Zusammenspiels zwischen Beschaffung und Vertrieb, sondern auch das Aufzeigen konkreter Verbesserungspotentiale durch maßgeschneiderte Handlungsempfehlungen.

Rückhalt, Struktur und Perspektive

Wir erleben heute eine immer stärkere Komplexität und Anforderungsbreite im Strom- und Gassegment. Marktzugang und Terminbeschaffung sind dabei erfolgskritisch. Durch eine strukturierte Beschaffung und ein strategisches Risikomanagement – also die systematische Analyse, Überwachung, Dokumentation und Bewertung der Risiken – lassen sich Beschaffungsprozesse wirkungsvoll steuern. Dabei auf einen effektiven Instrumenten-Mix zu setzen, ist genau richtig. Die Vorteile eines nachhaltigen Portfoliomanagements liegen in einer höheren Transparenz, Planbarkeit, Flexibilität und Professionalisierung des Energieeinkaufs. Ein solches Vorgehen bietet Rückhalt, Struktur und Perspektive und reicht vom Aufbau eines passenden Risikofrüherkennungssystems über eine klare Ziel- und Rollendefinition hin zu umfassenden Dokumentationen und einer vitalen Risikokultur.

Ansprechpartner für Energiehandel und -vertrieb ist Martin Wurm.

Pressekontakt
Dr. Schäfer PR- und Strategieberatung
Dr. Anke Schäfer
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(Der Bericht ist auch erschienen in der "et - Energiewirtschaftliche Tagesfragen" Ausgabe 5-6/2025, S. 21 - 22)